Ich habe schon auf der Arbeit gesagt, dass ich ein Buch schreiben werde, wenn ich in Rente bin: „Mein Leben in der Pflege“, oder so ähnlich. Trotz allem wird es vermutlich extrem langweilig oder jemand anderer kann alles übertrumpfen. Denn wenn man auch oft den Kopf schütteln kann, geht vermutlich alles noch schlimmer. Schlimmer geht immer. Obwohl ich lieber sage: jetzt muss es besser werden, denn schlimmer geht nicht. Streng genommen stimmt das nicht, ist mir klar.
Meine größten Probleme? Wir hatten da eine junge Zeitarbeiterin gerade 24 Jahre. Am Anfang sah das alles top aus. Sie war lustig, hatte Ideen, wollte am liebsten Alles auf den Kopf stellen. Doch dann lernten wir sie von einer anderen Seite kennen. Essen und Rauchen war ihr Ding. Ihre Ideen zielten mehr darauf ab mit allem, was ihr Spaß macht, beschäftigt zu sein, nicht jedoch mit unseren Klienten. Dann ihre Überheblichkeit: „Ich lasse mir von niemandem etwas sagen: ich habe Erfahrung“, sagte sie und konsequent nutzte sie den Lifter für die Bewohner falsch und brachte sie damit in Lebensgefahr. Denn zugeben, dass sie nicht weiß, wie es richtig geht ist nicht ihr Ding. Also habe ich dem Chef angeboten , dass sie woanders helfen kann. Hauptsache nicht bei uns. Sie war stinkig, kam irgendwann mal und meinte die anderen freuen sich über sie, aber auch da dauerte es nicht lange, bis sie nicht mehr so beliebt war.
Immerhin schleppte sie ihre Cousine an, die ebenfalls einen guten Eindruck machte. Bereits bei der Hospitation übernahm sie Tätigkeiten, stellte super Fragen, dachte mit. Dann entdeckte sie, dass wir ein Tablet haben und man Bücher lesen kann. Danach lief es ähnlich wie bei ihrer Cousine. Das Tablet schloss ich weg, aber ihr Handy nutzte sie, ein Buch las sie während der Arbeitszeit. Die Arbeit blieb für die Kollegen. Als ich sie fragte, ob sie mit den einzelnen Aufgaben, insbesondere diverse Bestellungen vertraut sei, erklärte sie mir, es sei ihrer Meinung nach nicht ihre Aufgabe da sie keine Fachkraft sei. Als eine Kollegin die Küchenschränke putze und sie aufforderte zu helfen meinte sie, sie möchte eine schriftliche Bestätigung, dass dies zu ihren Aufgaben gehört. Also bekam sie eine detaillierte Stellenbeschreibung. Sie sagte nichts, machte aber auch weiterhin nichts. Arbeitsanweisungen ignorierte sie konsequent. Als sie das erste Mal krank war rief sie in der Verwaltung an, und wenn die uns nicht informiert hätten, hätten wir es nicht gewusst. Beim zweiten Mal rief sie für einen Tag an, aber erwähnte nicht, dass sie länger krank ist und beim dritten Mal rief sie die Nachtwache an, faselte etwas von einem Unfall, aber weder ob sie nicht kommt oder später kommt und ob sie dort feststeckt oder selbst den Unfall hatte. Letztlich reichte es und so erhielt sie ihre Kündigung.
Eine Schülerin habe ich da. Sie macht gerade ihre Ausbildung, hüpft zwischen Schule und Arbeit hin und her. Sie ist eine Liebe, aber leider von Haus aus unselbstständig. Mama macht alles und sie muss sich wegen nichts Sorgen machen, keine Verantwortung übernehmen. Ihr sehr gutes Gehalt ist für ihre privaten Wünsche und man merkt dies alles sehr gut bei der Arbeit.
Ein Kollege, der schon eine Weile nicht mehr motiviert ist. Er würde gern in die Nacht wechseln, aber dort ist keine Stelle frei. Also bleibt er, auch weil er weiß, dass es woanders nicht besser, sondern schlimmer ist.
Einen weiteren Kollegen sollte ich bekommen. Doch nicht nur wir brauchen Personal. Andere Gruppen auch. Also wurde er mir für November abgezogen und die neuste Info: er hat noch einen REHA-Aufenthalt vor sich und daher wird er wohl auch im Dezember noch nicht da sein. Vermutlich erst Januar.
Die Arbeit wird jedoch nicht weniger. Im Gegenteil: es ist gerade mehr geworden. Ein neuer Klient. Sehr aufwendig bei der Arbeit, weil motorisch nicht in der Lage viel selbst zu machen. Eigentlich kann er nur selber essen und trinken. Herrichten müssen wir. Das Umsetzen vom Rolli, von der Toilette, vom Duschstuhl ist schwer und zeitaufwendig, alle weiteren Hilfen auch. Es belastet extrem.