Blogparade: Miteinander leben

Nachdem ich in letzter Zeit hauptsächlich den 1000 Fragen an mich selbst nachgegangen bin, möchte ich mich mal wieder an einer Blogparade beteiligen, die ich zufällig entdeckt habe. Das Thema beschäftigt mich seit kurzem und da kommt mir diese Parade sehr gelegen.

Martina von Jolinas Welt und Lilli von Mit Kindern glauben haben gemeinsam die Blogparade Miteinander leben gestartet.

Die Blogparade soll Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen die Möglichkeit bieten Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Da bin ich gleich wieder bei meinem Fußballer. Über ihn hatte ich schon einmal einen Beitrag für die Blogparade „Ich bin anders und das ist gut so“ verfasst. Die ist nun schon zwei Jahre her, aber er ist eben immer noch anders.

Mein Fußballer mag nicht mehr gern zum Fußball-Training gehen. Immer häufiger gibt es Tränen. Ein Junge aus der Mannschaft, aber nicht er allein, verspotten ihn. Ich spüre meinen Ärger über diese Jungs, dabei hat vermutlich denen nur niemand erklärt warum Fußball ein Teamsport ist und was das bedeutet. Manche Erwachsene haben auch nie gelernt was Team bedeutet, aber nun gut. Eigentlich sind es die Eltern, die hier ihren Kindern etwas erklären sollten und da ist da der Trainer, der seine Mannschaft zusammenschweißen sollte.

Ich habe meinen vier Kindern frühzeitig erklärt, dass man andere nicht verspottet, auslacht oder ausgrenzt. Leider ist das nicht die Norm. Aber wie sollen wir denn miteinander leben wenn wir uns nur damit beschäftigen bei den anderen Dinge zu finden die uns nicht gefallen? Gemeinsam könnte man Defizite ausgleichen, Schwierigkeiten überwinden. Wenn jeder nur seins macht kommt keiner wirklich weit.

Ich möchte gar nicht behaupten, das der Trainer sich nicht bemüht, aber er ist halt Vater mit Wochenendkurs zum Trainer. Keine spezielle Ausbildung und er ist der dritte Trainer für unseren Fußballer, aber der erste, der ihn wirklich trainiert und bewusst die Herausforderung angenommen hat. Wunder entstehen daraus nicht. Aber mein Fußballer macht Fortschritte, allerdings langsamer als die anderen und die Dinge die er nicht versteht machen ihm zu schaffen. Da sagt der Trainer zu ihm er soll auf seine Position gehen, hinterher brüllt er ihn an weil er nicht zum Ball gelaufen ist. Ja was denn jetzt?

Mein Fußballer besucht eine Förderschule. Das ist gut so. Auf einer normalen Schule hätte er wohl ähnliche Probleme wie beim Fußballverein. Die Kinder die nicht „besonders“ sind und deswegen nicht verstehen und natürlich die Lehrer die eben nur „normale“ Lehrkräfte sind und nicht speziell geschult. Für meinen Fußballer ist es normal das er sich im Unterricht Kopfhörer aufsetzt wenn ihm die Geräusche zu viel werden und er eine Aufgabe erledigen soll. Kann er nicht länger still sitzen holt er sich ein Balance-Kissen oder den großen Gymnastikball. In der „Normalschule“ wird einem geraten sich Ritalin verschreiben zu lassen. Ruhigstellen statt Helfen lautet die Devise.

Im Grunde genommen wäre es klasse wenn Inklusion nicht nur Theorie wäre. Wenn Vereine ,Schulen etc. von Anfang an für alle Kinder, Jugendliche,Erwachsene gedacht wären. Es gibt Integrationskindergärten in denen dieses Miteinander statt findet, aber das ist immer noch Ausnahme und nach dem Kindergarten gehen alle wieder getrennte Wege. Warum nicht weiter zusammen bleiben? Warum werden Schulklassen nicht mit einer „Normalkraft“ und einer sonderpädagogischen Lehrkraft ausgestattet, die Hand in Hand zusammen arbeiten? Warum können Sportvereine dieses Miteinander nicht bringen? Warum gehen Lehrer, Trainer, Erzieher nicht zu Fortbildungen die ihnen Wege aufzeigen?

Wir, die wir in diesem Bereich arbeiten, werden regelmäßig zu Fortbildungen geschickt. Hilfsmittel-Schulung, damit wir wissen wie welcher Lifter funktioniert, das Pflegebett usw., Medikamenten-Schulung damit wir alles korrekt lagern, wissen welche Tabletten man zerteilen darf und welche nicht, Wechselwirkungen, ect., Hygiene-Schulung, Pflege-Schulung, und nicht zuletzt all jene Schulungen die Themen behandeln mit denen man in der Arbeit so konfrontiert wird oder werden kann.: Sexualität, Tod und Sterbebegleitung, Trauer, aber auch die unterschiedlichen Handicaps, Förder- und Hilfsmöglichkeiten. Natürlich nützt das alles wenig wenn man allein da steht und mehr als zwei Hände bräuchte oder sich gleichzeitig an mehr als einem Ort aufhalten müsste. Der Fachkräftemangel greift weiter um sich. Womöglich wird man über kurz oder lang Einrichtungen schließen und die Bewohner in die „Normalwelt“integrieren müssen und ich hoffe das es wirklich auf Inklusion hinausläuft und nicht auf Sterbehilfe und Lagerhaltung.

Im Grunde kann ich Dankbar sein, dass mein Fußballer ein „Läufer“ ist. Wäre es anders, wären da noch ganz andere Probleme. Nehmen wir den Kindergarten dessen Außengelände eindeutig nicht für Rollstühle gedacht ist, Spielplätze, die Grundschule- die zwar inzwischen an einem Eingang eine Rampe hat, aber Sport fällt aus wegen Treppe, der Sportverein dessen Umkleideräume im Keller untergebracht sind- ohne Aufzug versteht sich, die Wohnung, die nicht auf besondere Bedürfnisse ausgelegt ist,…

Demnächst möchten wir als Gruppe gemeinsam Essen gehen. Drei Läufer, zwei Rollstühle. Eines davon ein E-Rolli. Mir ist vorher nie aufgefallen wie problematisch dein Restaurantbesuch sein kann. Ich dachte spontan an ein tolles Restaurant in der Nähe, mit Aussensitzplätzen. Hat sich erledigt.

Ich hiefe keinen E-Rolli Stufen hoch. Und selbst wenn wir hoch kämen… wir müssten erst mal Tische und Bänke an die Seite räumen damit wir durch kommen. Mit toller Deko versperrte Durchgänge die weder Rolli noch Kinderwagen durchlassen,zu schmale Eingänge, Aussensitzplätze, die den halben Gehsteig einnehmen und mit Rolli endgültig den Passanten die Fläche versperren, Geschäfte wo Rollifahrer warten müssen bis ein Verkäufer sie bemerkt weil sie entweder nicht in den Laden kommen, oder aber die hohe Verkaufstheke jede Sicht versperrt,…

Diese Welt ist nicht für besondere Bedürfnisse gemacht. Ich könnte die Toiletten in Kaufhäusern erwähnen, die eigentlich Rolli-gerecht sein sollen, aber oftmals als Abstellfläche für den Vorrat an Toilettenpapier und Putzlappen genutzt wird. Wickelmöglichkeiten nur für Babys, dabei gibt es auch Erwachsene die nicht stehen und zur Toilette können. Arztpraxen mit engen Eingängen, Fluren, Behandlungsräumen, mit Stufen, in Etagen ohne Aufzug,…

Handys und Telefone die für Menschen mit motorischen Problemen geeignet sind, sind rar. Vieles wird immer kleiner, empfindlicher und damit für einen Teil der Menschen schwerer zu bedienen. Da ist eine Sprachsteuerung eine willkommene Hilfe- wenn man denn einigermaßen verständlich sprechen kann.

Zusammengefasst kann man sagen es ist eine riesige Baustelle deren Vollendung in weiter Ferne liegt. Von den fehlenden Finanzen mag ich gar nicht reden. Geredet und überlegt wird viel, umgesetzt wird, wenn, dann nur langsam.

Zum Abschluss möchte ich aber auch noch einmal zu meinem Beitrag verlinken, den ich für Chaosheps Blogparade „Integration von Menschen mit Behinderung“ verfasst hatte

Bildnachweis:

1 Comment

  1. Liebe deutschemuslima71, vielen Dank für deinen Artikel! Schön, dass du an unserer Blogparade teilnimmst. Auf der extra eingerichteten Facebookseite „Miteinander leben“ kannst du deinen Beitrag unter „Besucherbeiträge“ posten. Dort findest du auch alle anderen bereits erschienen Artikel. Ich denke, dass ich in der nächsten Woche die Zusammenfassung schreiben werde. Falls du noch weitere Artikel zu diesem Thema verlinken möchtest, kannst du das jederzeit auf der genannten Facebook-Seite machen. Ich sende dir ganz liebe Grüße,
    Lilli

    Gefällt 1 Person

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s