25 Gründe für einen Trotzanfall

Ich habe mich heute mal dem Bloghopping hingegeben und dabei eine interessante Blogparade zum Thema Trotzanfälle bei Hallo liebe Wolke entdeckt, die so einige Erinnerungen geweckt hat.

Nun sind meine zwar prinzipiell aus dem Trotzalter raus, aber sich über das eine oder andere ärgern, auch wütend werden geht immer. Selbst bei Erwachsenen.

Beim lesen der Aufzählungen fiel mir jene erste wirklich heftige Episode mit meiner damals etwa 2 jährigen ein, die heute mit 19 keine Erinnerung mehr daran hat, aber immer herzlich darüber lacht wenn die Erzählung davon mal wieder als Inside-Joke durch die Wohnung geistert.

Damals jedenfalls war ich dankbar dass die Menschen, dort wo wir wohnten mit stoischer Gelassenheit den Trotzanfall meiner Tochter ignorierten und mir Sprüche, wie „Wenn das mein Kind wäre, hätte ich ihr schon den Po versohlt“ oder ähnliches ersparten. Das gab mir die Möglichkeit mit nach außen vorgetäuschter Gelassenheit darüber nach zu denken wie ich, möglichst pädagogisch wertvoll und psychologisch untadelig, mein Kind dazu bringen könnte sich jetzt gefälligst mal nett und friedlich zu verhalten wie man sich das von einem Kind wünscht.

Ehrlich gesagt fiel mir nichts ein, als es mit Erpressung und Drohung zu versuchen. „Ich gehe jetzt und entweder kommst du mit oder du bleibst hier allein“. Selbst das hat nicht funktioniert. Das Kind ignorierte mich. Gut das Zweijährige noch nicht all zu groß und all zu schwer sind. Also hab ich sie mir gepackt, auf den Arm genommen und sie weg geschleppt. Pädagogik und Psychologie haben Zeit und sind geduldig.

Damals ging es darum, dass unser Einkauf erledigt war und ich nun mit dem Einkaufswagen zur Kasse wollte. Meine Tochter hingegen hatte nach 30 Minuten immer noch nicht lange genug das Spielzeugregal begutachtet und egal wie viele Minuten ich ihr noch gab und auch ein Pixibuch brachten sie nicht dazu ihre Betrachtung zu beenden. Argumente wie „Nächstes Mal kannst du wieder schauen“, „Es ist schon spät. Wir müssen jetzt nach Hause“, “ Du brauchst eine neue Windel, deine läuft gleich aus“ usw interessierten sie schlicht nicht. Vermutlich hätte sie vor dem Regal gestanden bis sie irgendwann eingeschlafen wäre, aber freiwillig weg gehen? Nein.

Nun, Jahre später und drei Kinder weiter hat sich die Palette an Möglichkeiten Kinder zum wüten zu bringen mächtig erweitert. Dazu gehört:

  1. Wir haben gerade gegessen und ich will beim Bäcker keine Brötchen kaufen
  2. Bei Schnee und Eis möchte ich nicht zum Spielplatz
  3. 4°C ist zu kalt um ohne Jacke raus zu gehen
  4. Das Fahrrad ist kaputt
  5. Im Sommer darf man nicht mit gefütterten Winterstiefeln zum Kindergarten
  6. Die Schuhe haben keinen Klettverschluss
  7. Wir haben keine Pizza
  8. Zum Frühstück gibt es keine Pizza
  9. Zum Frühstück gibt es kein Eis
  10. Bei strömenden Regen muss das Fahrrad zu Hause bleiben
  11. Ich habe statt Lasagne Kartoffeln mit Gemüse gekocht
  12. Die Erdnüsse sind leer
  13. Der große Bruder will nicht mitspielen
  14. Der Bruder möchte etwas anderes spielen
  15. Ich kenne das Lied nicht was aktuell im Kindergarten gesungen wird
  16. Ich weiß nicht was mein Sohn meint
  17. Ich habe die falsche Kleidung raus gelegt
  18. Dasselbe T-Shirt hat ein anderer Junge im Kindergarten
  19. Ich habe vergessen Socken raus zu legen
  20. Die Hose hat einen Knopf
  21. Der Reißverschluss klemmt
  22. Zu den Nudeln gibt es weder Spinat noch Tomatensoße und der Ketchup ist leer
  23. Ich habe den falschen Ketchup gekauft
  24. Es gibt keine eckigen Corn Flakes
  25. Ich verlange nach dem abendlichen Tee trinken noch einen Toilettenbesuch vor dem Schlafen gehen

Zu diesen 25 guten Gründen könnte ich locker noch einige zufügen. Der Klassiker ist auf jeden Fall das falsche Obst daheim oder die geschlossene Eisdiele im Winter. Und gekochtes Gemüse ist sowieso immer falsch. Es sei denn, es ist Brokkoli oder Spinat.

8 Comments

  1. Ich hätte auch noch einen Punkt: Das Kind soll beim Überqueren der (Haupt-)Straße an der Hand gehen. Mein Sohn hatte sich bei einer solchen Gelegenheit vor lauter Zorn mitten auf die Mönkebergstraße in Hamburg geschmissen.
    Wenn die Leute aus der Provinz mal in die große Stadt fahren ….
    Ich bin schon froh, dass diese Zeiten längst vorüber sind, auch wenn es wirklich schöne Zeiten gewesen sind!
    LG
    Sabienes

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  2. Kinder sind unterschiedlich, in ihren Trotzphasen. Ich muss schmunzeln, denn ich erinnere mich, wie mein Sohn, heute 44jährig, mich in eine Situation brachte, die schwer auszuhalten war. Zu der damaligen Zeit, mussten Kinder noch unauffällig sein. Sprich „gut erzogen“. Ich muss gestehen, ich hatte keine Ahnung, keine Lehrbücher in denen stand, ´“wie mache ich es – Richtig -„.Wir waren in der Innenstadt in einem Kaufhaus. Spielzeugabteilung, Regal – Puppen -, gleich daneben eins mit Autos. dann kam das Unvermeidliche, Anfallartig, ziehen, schreien, quaken, heulen, rot anlaufen, trampeln, losreißen und steif machen. Starrer, fixierender Blick, auf den Gegenstand der Begierde. Nichts geht mehr……
    Ein älterer Herr zog seine Geldbörse aus seiner Hosentasche, holte eine „DM“ (1,00DM) heraus, sagte: “ Kaufen sie dem armen Jungen schon das Auto“.
    Nein danke. Ich lächelte, unterdessen warf sich mein Sohn auf den Boden. Er lag da wie ein Maikäfer. Seine älter Schwester war irritiert.“War ich auch so“, kam die Frage. Ich sagte: „Ähnlich“. Wir warteten und Blicke folgten uns.

    LG: meintoefftoeff

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    1. Oh ja, das kenne ich zu gut. Da hast du auch eine prägende Erinnerung. Ich habe aber mehr heute das Problem, dass die Kinder „gut erzogen“ sein sollen. Vermutlich ist es gerade wieder in Mode gekommen.
      Liebe Grüße
      Asmaa

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      1. Ja, ich gebe dir recht, damals wartete ich bis das Kind sich beruhigte. Ich versuchte nur einen Schutzwall zu errichten. Damals verstand man unter Erziehung, Gehorsam. Ich verstand darunter etwas anderes. Was heute unter Erziehung verstanden wird, und wie man dieses Ziel erreicht, sind die Fragen, die sich Eltern und Gesellschaft stellen dürften. Vielleicht muss darüber geredet werden.

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