Jeder hat ein´! Jeder hat ein´!
Einen was?
- Kopf
- Freund
- Macke
Wenn vor mir jemand in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen dreimal nacheinander diesen Satz ruft, fängt es irgendwann an mich zu nerven. Das habe ich am Sonntag gelernt.
Sonntag hatte mein Handballer Turnier und der Spruch kam von der Trainerin einer gegnerischen Mannschaft. Andere Trainer rufen „Abwehr“, „Verteidigung“ oder „Deckung“. Unser Trainer wählte letzteres und weniger nervtötend. Gemeint war das jeder einen generischen Spieler im Auge behalten soll und sich wie eine Klette an den hängt um a) zu verhindern das derjenige den Ball bekommt oder b) zu verhindern, das derjenige den Ball ins Tor bekommt.
Wenn man dann bedenkt, dass es Kinder sind, Anfänger die noch lernen, dann ist es nicht verwunderlich dass manche Dinge öfter wiederholt werden müssen und dass es nicht so klappt. Dagegen ist nichts zu sagen, sie sollen es ja lernen.
Interessanterweise gibt es aber anscheinend ein Thema das nicht gern angesprochen wird: Lange Haare!
Lange Haare sind nicht schlecht. Man kann viel damit anfangen. Nur ist es wirklich ungünstig wenn man den Ball nicht sieht, weil ein viel zu langes Pony als Gardine vor den Augen hängt. Wenn die Spielerin dann noch mehr damit beschäftigt ist die Gardine hinter die Ohren zu klemmen, selbst wenn das nur 5 Sekunden hält, dann ist das recht ungünstig.
Die Haare hinten, die vorne normalerweise nicht stören, werden als Zopf gebändigt, die langen Flusen vorn, werden „übersehen“. Weder Trainer, noch Eltern kommen auf die Idee mal über Haarspangen oder die Kürzung des Ponys zu reden.
Manche Dinge verstehe ich nicht, da bin ich ehrlich. Vor allem wenn es so offensichtlich ist.
Weniger offensichtlich, vor allem für Menschen die selbst keine Kinder haben, ist hingegen die Tatsache, dass Kinder auch mal einen Punkt erreichen wo alles zu viel wird. Bei Kindern kann das manchmal recht schnell gehen und es hängt eben auch davon ab wie der Tag so aussah. Der gestrige hatte alles was es braucht um Kinder völlig zu schaffen.
Mein Fußballer war gestern nicht im Kindergarten, was ihn nicht daran hindert trotzdem um halb sechs wach zu sein. Obwohl unser Vormittag ruhig und entspannt war, war er dennoch die ganze Zeit wach und beschäftigt. Mittags hatten wir einen fliegenden Wechsel: ein Kind rein, eins raus. Heißt: Der Handballer kam von der Schule, ich bin mit dem Fußballer los. Der Handballer musste allein zu Hause auf seine Schwester warten.
Gestern war Schulspiel für den Fußballer. Bedeutet er wurde von der Schule, auf der er angemeldet ist, eingeladen zu kommen und 1 1/2 Stunde an einer speziell angesetzten Unterrichtsstunde teil zu nehmen. Sechs Kinder bekamen diese Einladung. So weit so gut.
Sie haben geschrieben, gemalt und gebastelt und irgendwas mit Bewegung haben sie auch gemacht. Leider waren die Kinder nicht sehr informativ, aber am Ende waren es mehr als zwei Stunden. Eine Mutter scherzte, die Kinder müssten gleich nachsitzen. Und offensichtlich waren die Lehrer der Ansicht wir hätten auch nichts weiter zu tun. Falsch. Eine Mutter musste noch Brot kaufen beim Bäcker, bevor der schließt,ich musste noch mit dem Handballer zum Training und fast alle eingeladene Kinder hatten noch kleine Geschwister die langsam unruhig wurden und quengelten.
Nachdem wir endlich gehen konnten merkte man den Kindern die Erschöpfung deutlich an. Zumindest wir Eltern sahen sie. Ich fuhr mit einer anderen Mutter U-Bahn. Wir wohnen nicht weit auseinander haben wir bemerkt und die Kinder verstanden sich super. Zusammen waren sie laut, ihnen fehlte die Bewegungsmöglichkeit die sie im Kindergarten gehabt hätten und weil der Weg etwa 1/2 Stunde dauerte wurden sie immer müder. Es dauerte nicht lange bis der Sohn der anderen Mutter sie ich in den Kopf setzte nach Burger King zu wollen. Nicht nur, dass keiner in der Nähe war, die Mutter ist kein fast Food Fan, macht so etwas nur ab und an und außerdem war der Tag lang. Für den Jungen reichte es ein riesiges Theater zu machen. Einer der vielen möglichen Gründe für Wutanfälle.
Eine Frau ging an uns vorbei und meinte zu ihrem Begleiter: „Diese Kinder die so schreien, müssen mal zum Psychiater“
Was hätte sie wohl gesagt wenn der Junge eine sehr laute durchdringende Stimme hätte? Er war trotz allem recht leise.
Für mich ging der Tag weiter. es war schon später Nachmittag, aber kaum zu Hause konnte ich gerade noch einen Schluck Wasser trinken und dann musste ich schon mit der Handballer los. Wieder daheim erwartete der Fußballer und im Schlafanzug und alles was er sagte war: „Ich will ins Bett.“ Ich wollte noch einen Tee trinken und so musste Papa mal dass ins Bett bringen übernehmen.
Trotzanfälle verkneife ich mir. Ich verstand den Wunsch meiner Tochter mir noch von ihrem Tag zu erzählen, aber ich war erledigt und froh einfach nur ins Bett fallen zu dürfen. Ich entscheide für mich, wann ich nicht mehr kann. Kinder aber müssen die Termine durchhalten, sie müssen den Weg nach Hause noch schaffen. Egal wie müde und erledigt sie sind, egal wie lange ihr Tag war. Wenn sie laut werden müssen sie zum Psychiater?