Diskussionen, Wahrheiten usw.

Es ist schon Monate her, da teilte die Lehrerin meiner Tochter ihrer Klasse mit, dass die Bundeswehr angefragt hatte, ob sie mal vorbei kommen dürfe. Die Lehrerin entschied die Klasse darüber entscheiden zu lassen und die Klasse zeigte ihre Unterschiedlichkeit. „Die Deutschen“ waren begeistert und einverstanden, doch jene bei denen aus Herkunftsgründen ein Soldat nicht bejubelt wird, jene sträubten sich und dann war da noch „der Deutsche“ der so völlig undeutsch redet und denkt. Für ihn gab es nur einen relevanten Satz: „Ich will von denen keinen hier sehen!“ Damit war fast alles entschieden, doch gab die Lehrerin zu bedenken, dass man den Besuch des „Typen“ auch als Chance sehen kann, als Möglichkeit. Man kann endlich mal mit einem sprechen, ihn zur Rede stellen, unangenehme Fragen stellen. Das fand, wenn auch zögerlich, Zuspruch und so bekam die Bundeswehr grünes Licht.

Er kam, in kompletter Montur und eigenem Equipment, hatte eine vorbereitete Powerpoint- Präsentation und akzeptierte die Bedingung der Lehrerin, dass er auf jegliche Werbung verzichtet und nur Themen bespricht.

Ob er wusste worauf er sich einlässt? Ob ihm klar war, was ihn erwartet? Vermutlich nicht, sonst hätte er sich besser vorbereitet, hätte noch ein paar Ablenkungsmanöver und nichtssagende Satz- und Worthülsen zurechtgelegt.

Er war ehrlich und hat sich der Diskussion gestellt, urteilte meine Tochter und: eine Stunde war einfach zu kurz für so etwas.

Dennoch; das Thema Asyl kam auf und warum es gewährt wird oder auch nicht. Sein Fehler: er erwähnte das Afghanistan als sicheres Herkunftsland gilt. Wieso???  Ja, weil die Bundeswehr dort ist und das Volk schützt und man sagt halt, das wenn wir schon da sind dann sollen die Leute sich helfen lassen, uns unterstützen und nicht abhauen.

Aber die Bundeswehr ist doch im Norden des Landes. Jaaaaaaa???? Wenn aber die Bundeswehr nur im Norden ist, was ist dann mit dem Rest des Landes und wie kann dann das ganze Land sicher sein? Schulterzucken.

Natürlich muss man mit jemandem von der Bundeswehr über Waffen und deren Verkäufe sprechen. Nein, Deutschland ist bei Waffenverkäufen nicht mehr auf dem 3. Platz, nur noch auf dem 5., erklärt er. Außerdem gäbe es ja Verträge die man mit den Käufern abschließt. Verträge die Beispielsweise festlegen, dass die Waffen nicht gegen das eigene Volk gerichtet werden dürfen. Und wenn das doch passier? Schulterzucken. Ja, was sollen wir tun? Die Bundeswehr geht sicher nicht in das Land und sagt „weil ihr gegen den Vertrag verstoßen habt wollen wir unsere Waffen wieder haben“.

Und die Waffenverkäufe an Israel? Das kann man befürworten oder nicht. Wie kann man das befürworten? Warum? Wie, warum?Wegen dem was dort mit den Palästinensern passiert. Ja, was passiert denn mit denen? Doch die Strategie des Dumm -Stellens funktioniert nicht. In die Ecke getrieben gibt er zwei Dinge zu: Es geht um Geld, dass wir wollen und Waffen bringen nun mal Geld und Israel? Israel grenzt direkt an Ägypten und ist wichtig weil es eine wichtige Handelsroute ist. Ressourcen kommen von dort und daher hat es eigentlich wirtschaftliche Gründe.

Zum Schluss schafft er es doch noch die Klasse zu verwirren. Er hat das Weißbuch dabei, lässt es rum gehen. Verharmlost und nutzt das Buch als Ablenkung. Diesmal kam er davon.

Ein bitterer Beigeschmack bleibt und erinnert an meinen gestrigen Beitrag. Für Ressourcen und Geld werden Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, getötet, regelrecht abgeschlachtet und als ob es nicht schlimm genug wäre, gibt man ihnen an ihrem eigenen Leid auch noch die Schuld. Terroristen, nennt man sie.

Dazu passt auch ein Beitrag von echsenwut. Er paast nicht nur dazu, sondern auch zu meinem bereits erwähnten Beitrag. Eine Passage aus echsenwut´s Beitrag:

Nun, weil aktuell wieder einer der zahllosen Berichte von Amnesty International auftaucht, der das Schicksal all seiner Vorläufer teilen wird. Niemand interessiert sich dafür – und zwar völlig losgelöst von den Zahlen und Vorwürfen, die jedes Jahr aufs Neue hinein geschrieben werden.

Sowohl israelische Streitkräfte als auch der Geheimdienst Shin Bet, so Amnesty, foltern die weitaus meisten, palästinensischen Gefangenen sowohl regelmäßig als auch systematisch. Wir wollen das aber nicht wahrhaben. Wir glauben das einfach nicht. Fertig ab.

Schon seit Jahrzehnten konsumieren wir freiwillig alle geschönten Berichte, klammern Reportagen mit anderen Inhalten zum Teil aus eigenem Antrieb aus, weil wir keine andere Wirklichkeit wollen als die, die unser eigenes Selbstbild nicht zerstören weil wir doch die Guten sind. Wir sind doch die, die bis zum vollständigen Einrasten die Idee aufrechterhalten, dass Israel nunmal „Juden!“ heißt und wir Juden beschützen müssen. Auf Deibel komm raus.

Ja, wir bekommen eingetrichtert das wir Antisemiten sind wenn wir Israel kritisieren aber der Regierung geht es nur um die Kasse! Geld regiert die Welt und Geld rechtfertigt das Abschlachten und Bestehlen Tausender!

 

10 Comments

  1. Das Problem bei deinen Beschreibungen ist für mich die Pauschalität, es gibt unter all den Isaraelis viele, die für Frieden eintreten und die Administration stark kritisieren.
    Die Gefahr an pauschalen Urteilen ala, die Deutschen sind so, die Türken sind so, ist eine Gesamtverurteilung die alles andere ausschließt.
    Wahrheiten sind oft komplexer, als man sie sehen möchte. Für einen Diskurs ist Offenheit wichtig.
    Es ist gut so, wenn man einem Mitglied der Bundeswehr alles fragen kann und er antwortet.
    In vielen Ländern ist es leider nich möglich, so einen Diskurs abzuhalten.
    Die Lage im Nahen Osten ist sehr komplex.
    Drum ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, sehr differenziert und ausführlicher die Sachen zu beschreiben, zu benennen und den eigenen Worten etwas heilendes mitzugeben.

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    1. Wenn ich schreibe Israel ist in der Regel die Regierung gemeint. Das Volk ist dabei… nicht zweitrangig, aber eben nicht Entscheidungsträger. Regierungen entscheiden nicht Bevölkerungen. Ebenso ist es wenn ich Deutschland schreibe

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  2. Ich finde dein Artikel besteht aus 2 Teilen, erst dem Auftritt des Soldaten in der Schulklasse, und dann dem Amnesty Bericht und der israelischen Folter.

    1.Teil: Ich finde es stark wie gut die Schulklasse sich mit dem Soldaten auseinander gesetzt hat. Sie hat sich entschieden trotz geteilter Meinungen gemeinsam eine Debatte zuzulassen, das finde ich vorbildlich! Der Soldat hat kann als unterstes Glied seiner Befehlskette natürlich Probleme kriegen, schließlich macht er ja nur was ihm befohlen wird. Er ist nicht für Asyl zuständig und hat dazu im Grunde nur eine persönliche Meinung, das Militär geht sowas offiziell nichts an, da hätte er differenzieren müssen.

    2.Teil: Ich finde nicht, dass die beiden Teile sehr gut zusammen passen und die Verbindung der beiden verstehe ich nicht wirklich. Im zweiten richtest du dich gegen Folter, was mir wiederum sehr sympathisch ist. Folter darf man meiner Meinung nach überall verurteilen und anklagen, auch in Israel ohne Antisemit zu sein. Trotzdem glaube ich nicht, dass man als Botschaft des Amnesty Berichtes verstehen sollte, dass Israel deutlich schlimmer ist als andere Folternde Staaten. Das Militär dort steht wie jedes andere Militär in einer starken Machtposition gegenüber der Zivilgesellschaft und muss kontrolliert werden. Es muss wie überall für die Verhinderung von Folter gesorgt werden, das ist Amnestys Botschaft!

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    1. Die Verbindung der beiden Teile besteht zum einen darin, dass es um Soldaten im Einsatz ging und er war ja gekommen um über die Bundeswehr, Einsätze und Waffen zu reden.
      Der andere Punkt ist dass Soldaten gleich welchen Land sie angehören und egal gegen welches Land sie geschickt werden überall gleich ticken. Sie gehen bewaffnet mit Schießerlaubnis und die Opfer sind Zivilisten und Folter ist ein Teil. Es geht zudem um die Verlogenheit: was eine Truppe macht kehrt man am liebsten unter den Teppich, was andere machen wird hingegen kritisiert und wenn man es selbst macht ist es notwendig und für einen guten Zweck. Und es sind meist Soldaten die foltern- auch Geheimdienste, aber hauptsächlich Soldaten. Insgesamt ist die Frage wie man nachts schlafen kann wenn man andere unterdrückt, foltert, terrorisiert, tötet. Wer sich entscheidet (Berufs)Soldat zu sein, entscheidet damit seine Menschlichkeit ab zu geben-meine Meinung- denn Menschlichkeit verbietet solches Verhalten.

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