Spaltet das Internet die Gesellschaft?

…lautet heute die  Frage beim Webmaster-Friday.

Nach dem überraschenden Erfolg von Donald Trump bei den US-Wahlen stellen sich viele die Frage, wie es dazu kommen konnte. Offenbar hat sich bei Meinungsmachern und Kommentatoren ein Weltbild etabliert, was nicht mehr mit den tatsächlichen Mehrheitsverhältnissen übereinstimmt. In unseren westlichen, demokratischen Gesellschaften zeigen sich inzwischen viele Risse: Jung gegen Alt, Arm gegen Reich, Gebildet gegen Ungebildet, etc. Nun stellt sich die Frage, ob sich seit einigen Monaten eine weitere Kluft auftut: intellektuell aufgeklärt und realistsich gegen … (ja, was eigentlich?). Sind die Lügen, die schlaue Medien und Intellektuelle Trump nachweisen konnten, aus Sicht seiner Anhänger überhaupt welche? Gibt es große Teile der Bevölkerung, die viel weniger genau und differenziert denken als die aufgeklärten Bildungsbürger?

Ich finde nicht dass sich diese Risse seit dem Internet zeigen, sondern dass die schon immer da waren. Es gab schon immer diejenigen die gern gehetzt haben und jene die besonnener waren, sich nicht beteiligten, oder aber auch ihre Meinung irgendwann änderten.

Gehen wir zurück in die Geschichte und erinnern wir uns z.B. an die Geschwister Scholl während der Zeit des Nationalsozialismus. Anfangs gingen sie den Weg, den die NSDAP eingeschlagen hatte mit, bis sie zu dem Schluss kamen, dass etwas falsch läuft. Sie entschlossen sich Widerstand zu leisten, organisierten sich und versuchten die Bevölkerung wach zu rütteln. Am Ende kostet es sie ihr Leben, aber sie haben getan was sie konnten. Hätten sie das Internet gehabt wäre vermutlich vieles anders gelaufen.

Natürlich hat jede Medaille zwei Seiten. Die Vollpfosten- die es immer gab- finden und organisieren sich, aber auch die anderen.

Das Internet trägt nicht die Schuld daran dass es in der Bevölkerung gebildete und weniger gebildete Menschen gibt. Nur während sie früher in kleinen Gruppen beisammen waren, in ihrem direkten Umfeld, treffen sie sich nun online auf der ganzen Welt.

Wärend die einen sich treffen um zu hetzen, treffen sich die anderen um sich dagegen zu stellen.

Das Internet bietet jedoch noch mehr. Menschen haben ein begrenztes Gedächtnis. Das Internet hingegen tut sich schwer mit dem Vergessen.  Egal ob Medien, Politiker, Ereignisse: man kann alles wieder in Erinnerung rufen. Medien, die heute hetzen und morgen versuchen unschuldig zu wirken werden leicht entlarvt. Die heutigen Lügen von Politikern werden ihnen morgen wieder vorgehalten.

Natürlich sollte man meinen das gerade Medien differenziert berichten, aber auch dank dem Internet stellen wir immer wieder fest, dass sie genau das nicht tun. Vor dem Internet war es schwer so etwas zu bemerken, jetzt ist es einfacher und natürlich nicht im Sinne der „Täter“. Aber das liegt eben eher an Interessen die vertreten werden, nicht am Internet, denn auch ohne Internet gäbe es Interessen zu vertreten. Was eben auch mit Angebot und Nachfrage zu tun hat. Wer sich gegen Konkurrenz behaupten muss, muss sich überlegen wie er das schafft und so mancher verfällt dann der Versuchung Wahrheit und Fakten einfach mal beiseite zu schieben.

Die „klugen“ Leute sind sicher diejenigen die versuchen alles ins rechte Lot zu richten, aber es sind die „unklugen“ die wählen können ob sie den klugen glauben oder eher nicht.

Natürlich sind gerade die sozialen Medien diejenigen die gern ihren Profit daraus schlagen das Menschen nun mal unterschiedliche Meinungen zu vertreten.

Stellt man fest, dass in einer Zeitung etwas falsch dargestellt wird, kann man einen Leserbrief schreiben, aber ob der gedruckt wird oder im Reißwolf landet kann man nicht entscheiden. Durch das Internet kann man den „Leserbrief“ auch gegen den Willen der Zeitung veröffentlichen. Es ist eine Möglichkeit die natürlich allen offen steht und damit natürlich nicht nur einer Seite/Meinung. Aber es bleibt für Alle die Möglichkeit sich umfangreich zu informieren und sich seine Meinung auf Basis von Wissen zu bilden denn nicht nur Meinungen stehen durch das Internet zur Verfügung, sondern auch Wissen.

Fakten, Tatsachen, Realitäten gibt es auch im Internet.Wissen der gesamten Welt findet sich und „Aufklärer“ wie Julian Assange, die auf Dinge aufmerksam machen, die sonst an fast allen vorbei gehen würden.

Im Grunde ist das Internet also lediglich ein Verstärker.

12 Comments

  1. Ich wünsche, ich könnte so optimistisch sein, wenn es um die Frage geht, ob die positive Seite des Internets Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verhindern könnte. Wir könnten viel umfassender informiert sein – wenn wir es denn zuließen. Aber was ist mit der Technik, mit Filterblasen, Social Bots etc.?

    Selbst wenn es ein Trugschluss ist, dass so viele Leute in Deutschland Pegida- oder AfD-Positionen teilen, wie bekommt man das in die Köpfe der Leute? In dem wir alle darüber bloggen? Dafür wirds nicht reichen. Und es scheint ja schlimmer zu werden. Du hast selbst den Wahlkampf in den USA angesprochen. Es ist doch unglaublich, dass sich ein solcher Mensch, der all diese schrecklichen Dinge gesagt hat, ziemlich locker durchsetzt. Ja, dass sogar Menschen wegen ihm zur Wahl gegangen sind, die lange nichts mehr an die Urne zog. Diese Wirkungen müssen uns doch nachdenklich machen.

    In dem Beitrag, den ich verlinkt habe (ZDF-Zoom) wurde gezeigt, dass die Masse an zustimmenden Kommentaren zu AfD- und Pegida-Posts sich fast in Luft auflösen, wenn man die Aktivitäten aller Social Bots subtrahieren würde. Von solchen „Kleinigkeiten“ nehmen die Leute heute doch nicht mal Kenntnis. Und es ist ja richtig, was du schreibst. Das Internet vergisst nichts. Man sollte glauben, Facebook hätte ein wirtschaftliches Interesse daran, solche Bots auszuschließen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass die etwas gegen solche Dinge unternehmen.

    Ich weiß nicht mal, welche Einstellung ich zu Leuten wie Assange finden soll. Wenn dieser seine Datenvorräte benutzt, um in einen Wahlkampf einzugreifen, ist das ein höchst fragwürdiges Unterfangen. Nicht, dass ich Clinton gern als Präsidentin gesehen hätte. Aber die jetzige Wahl halte ich für fatal.

    Die Öffentlichkeit muss nicht über alles informiert werden. Klingt unerhört. Ich weiß. Aber manche Informationen sollten denen vorbehalten bleiben, die sie einordnen und bewerten können. Und viele von uns können das eben nicht. Weil sie dafür nicht zuständig sind und auch in diesen Zusammenhängen selbstredend über kein notwendiges Hintergrundwissen verfügen. Mir wäre es tatsächlich lieber, wenn endlich weniger skandalisiert und enthüllt würde. Mir ist klar, dass die Büchse der Pandora nicht wieder verschließbar ist. Wir müssen halt das beste daraus machen.

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    1. Man kann Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nicht verhindern. Angst, Verzweiflung und Wut führt zu Aggression gegen schwächere. Egal ob das Menschen einer anderen Nationalität,Religion oder etwas anderes ist. Gegen Senioren wurde gehetzt, gegen Jugendliche Arbeitslose, gegen Hartz IV- Empfänger,… Minderheiten sind immer das Ziel. Das Internet kann aber helfen solche Stereotypen aufzudecken, sie bewußt zu machen und man kann Hintergrundinfos nutzen um Lügen zu erkennen.
      Bots sind Spielereien von Leuten die sie schreiben können. Sie richten Schaden an, aber das tun lügende Politiker und Medien auch.
      Assange hat viel Aufklärungsarbeit geleistet und das finde ich gut.
      In Amerika gibt es nur Pest oder Cholera zur Wahl und was nicht gewählt wird, aber vorhanden ist, ist die CIA. Die kann man leider nicht abwählen.
      Ich denke nicht das z.B. Politiker Informationen einordnen und bewerten können. Warum treiben sich so viele Lobbyisten im Bundestag rum? Warum wird entschieden, wie entschieden wird?
      Ich meine dass das Volk zuwenig Infos bekommt. Wenn man weiß warum die Menschen aus ihren Ländern flüchten- was Politiker ja vorzugsweise dem Volk nicht sagen- dann ist das tatsächlich eine Möglichkeit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorzubeugen, bzw. umzulenken. Die Aufdeckung ist die Möglichkeit ein Bewußtsein zu schaffen. Es ist noch viel zu wenig Aufklärung. Wie viele Deutsche jubelten Obama zu? Hätten die das auch getan wenn sie gewußt hätten wie viele Morde an Unschuldigen und Kindern er befohlen hat?
      Nichts zu wissen hat den Vorteil das man nicht belastet ist, das man niemals das Gefühl der Überforderung und Verzweiflung erlebt, aber das führt eben zu falschen Entscheidungen.
      Das Internet ist ein Propagandawerkzeug, aber das sien andere Medien auch. Bezahlte Wissenschaftler, angebliche Fachleute und bezahlte Studien propagieren auch und die zu entlarven ist eine Notwendigkeit um zu begreifen dass die Welt nicht so ist, wie es scheint.

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